Vor einigen Wochen habe ich mir den „Elektrischen Reporter“
angesehen, der die Thematik des Streamings auf Spotify und Simfy aufgriff und
verschiedenste Leute dazu befragt hat. Darunter war auch Adem Mahmotoglu vom
33rpm Store in Berlin. Nach dem ich ihn bei Facebook fragte, ob er mir ein paar
Fragen beantworten konnte, damals noch in Textform, meinte er, dass man gerne
ein Telefoninterview machen könne. Das Ergebnis ist nun hier online
nachzulesen. Er erzählt, wie gut der Mensch mit der Musik heutzutage umgehe,
davon, dass das Verhältnis heute ein anderes sei und freut sich über das
Revival alter Medien wie dem Vinyl oder der Kassette.
Hallo Adem.
Hallo André.
Wie ich höre bist du gerade schwer
beschäftigt, deswegen schießen wir gleich los.
Sind solche Portale wie Bandcamp, Soundcloud oder Jamendo bekannt? Diese bieten
ja unter anderem kostenfreie Musik an.
Solche Portale kenne ich und nutze sie auch, um Musik im Laden zu spielen.
Führen solche Portale auch zu einer, so
wie du es nanntest, Musiküberschwämmung?
Da bin ich mir unsicher, da man ja nun genug Platz hat dank iPod und
externe Festplatte. Junge Leute kann das eher dazu verleiten Musik zu löschen,
da diese Verbindung, wie zw. einem Subjekt und einer CD oder einer Schallplatte
nicht mehr so stark existiert.
Verstehe, dieses
Argument kann ich zweifelsohne unterstreichen. Aber können denn solche Seiten
auch dazu führen, dass Indie-Bands bekannter werden?
Die Indie-Bands können durch solche Portale bekannt
werden, aber auch durch Festivals, durch Radiosendungen oder auch durch Gigs in
kleinen Bars oder Plattenläden. Heutzutage ist alles möglich, da jeder Links
teilen kann und somit zur Berühmtheit einer Band beiragen kann.
Vor Kurzem bin ich
auf das Portal Noisetrade gestoßen, wo man Bands eine Art Trinkgeld spenden
kann, um ihnen bei der Finanzierung der Produktion zu helfen. Was hältst du von
diesem Model?
Diese Nanospenden können ein guter Weg sein, da das Bewusstsein für die
Musik auch da sein muss. Denn die Künstler müssen ja auch ihren Kühlschrank
füllen, Krankenversicherung und Miete zahlen, aber auch mal Urlaub machen.
Deswegen sollte sich der Konsum von Musik bzw. die Einstellung der
VerbraucherInnen auch ändern, denn das Bewusstsein für Kostenloses, sei es
Musik oder andere Medien, ist ein anderes, als das für die Objekte, für welche
man Arbeit, also Zeit und Geld investiert hat.
Wie stehst du zur Musik, welche unter
CC-Lizenz veröffentlicht wird?
Dazu habe ich mich noch nicht weiter informiert und habe somit keine
Sandpunkte zu diesem Thema.
Gut, wie hältst du es
dann mit der GEMA und den Sperrungen von Content auf Youtube?
Die GEMA hat Vor- und Nachteile.
Die Vorteile sind, dass bei den Künstlern am Ende mehr Geld landen wird.
Denn Musik wird heutzutage viel wenige wertgeschätzt als das Bier am Abend, was
man sich bei einem Konzert oder Discobesuch ja mal gerne gönnt, hier ist der
ideelle Wert der Musik viel zu gering. Der Nachteil bei der ganzen
GEMA-Geschichte ist jedoch der Verteilungsschlüssel der die Gelder
ungleichmäßig auf bekannte und unbekannte Bands verteilt. Dadurch werden schon
reiche Bands noch reicher.
Generell denke ich, dass die Menschen es nicht drauf haben
mit der Freiheit, dass Güter umsonst oder unter wert angeboten werden,
umzugehen. Seien es Free Downloads oder viel zu günstige angebotenes Fleisch im
Supermarkt.
So lange die KonsumentInnen etwas günstig oder for free bekommen können, werden
sie die Moral hinten anstellen.
Nicht jeder/jede Einzelne/r aber schon die Masse der Leute, die den Markt somit
ausmachen.
Okay. Was hältst du
von Medien wie Kassetten und Schallplatten, die gerade ein kleines Revival
erleben?
Diese beiden Medien sind sehr eng mit der Musikkultur verknüpft und wurden
schon oft totgesagt. Die Frage ist doch, wie das alles in 20 oder 30 Jahren
aussehen wird. Dann werden Medien, die wir kennen und heute nutzen auch
überholt sein, trotzdem bleiben diese in unserem Bewusstsein. Kassetten sind
natürlich ein Schritt zurück innerhalb der Technik, aber ich bezweifle, dass
wir uns in ein paar Jahren USB-Sticks um den Hals hängen werden.
Das ist wie der Kampf zwischen Buch und Kindle, das Buch hat einen gewissen
Verfallscharakter. Moderne Medien, mp3’s und PDF’s, sind von diesem Verfall
nicht betroffen.
Jemand der 2012 geboren wird und aus dieser Zeit einen Film
sehen wird, wird sich auch fragen, warum der Schauspieler eine Zeitung ließt
und nicht irgendwas auf seinem Kindle. Aber trotzdem bleibt die Faszination für
das Alte, heute freuen sich junge Menschen auch über einen Ford Mustang aus den
60ern.
Eine letzte Frage habe ich noch: Bevorzugst du die Schallplatte oder den mp3-Player?Schallplatten sind natürlich ein total cooles Medium, aber wenn ich schnell wohin muss, nehme ich natürlich gern den iPod, der ist ja auch unglaublich praktisch.
Damit möchte ich mich bei Adem Mahmotoglu bedanken, dass er diesem Interview so
spontan zugesagt hat und bereitwillig, trotz Zeitmangels, meine Fragen
beantwortet hat.