Sonntag, 29. Dezember 2019

Mountain Bird - DearBrainLetMeSleep (Nettwerk Music Group)

Mountain Bird, bürgerlich Adam Öhman, den hatten wir hier schon mal. Hierzulande ist er leider ein noch recht unbeschriebenes Blatt. In Schweden hingegen, wo er herkommt, hilft er verschiedenen Musikern bei der Produktion ihrer Titel und kreiert die Beats für den schwedischen Fernsehsender TV4. Dabei kommt sein Schaffen nicht von ungefähr. Als kleiner Junge saß er viel bei seiner Mutter, als diese Klavier spielte und begab sich in das Zimmer seiner Schwester um dort dann das Schlagzeug zu spielen. Für beide Instrumente nahm er Unterrichtsstunden. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er 16 war und er bekam schlimme Panickattacken. Er sperrte sich mit seinem iMac ein und experimentierte Stundenlang mit GarageBand. Das half ihm und er fand einen Weg sich auszudrücken.

Auf seiner neuen EP "DearBrainLetMeSleep" beschäftigt er sich damit, was jedem mal irgendwie widerfährt, wobei der Name der EP schon alles sagt. Jeder kennt diesen Moment: man liegt unter der Bettdecke, man weiß, dass man am nächsten Tag früh aufstehen muss und dann macht der Kopf auf einmal ganz andere Dinge und der Schlaf fällt flach. Dabei handelt die EP nicht nur davon, es geht um die Bewältigung der eigenen Vergangenheit, um die verflossene Liebe, die einem sagt, dass man sich doch in paar Jahren treffen könnte. Er singt auch darüber, dass einen seine Tränen nicht weiterbringen werden oder das man sich fragt, wann man über seine Ex hinweg ist und nicht noch an sie denkt. Musikalisch geht es fast konträr zu den Texten zu. Die Trauer fließt in die Musik mit ein, wird aber von einigen tanzbaren Passagen unterbrochen. Dabei erinnern Tracks wie Hiding Under Water oder "5years" fast schon an Tracks von Moby. Über die Produktion kann man sich nicht beschweren, alles ist perfekt abgestimmt und der Bass wummert ordentlich. Die Samples passen und man findet sogar ein paar Gitarren. Wenn man selber produziert, sollte das aber auch kein Ding sein. Leider ist es aber wieder nur eine EP, man kommt auf etwas über fünfzehn Minuten Spielzeit und nach drei oder vier Durchläufen weiß man wo man ist und hat seine Lieblingstracks gefunden. Vielleicht braucht er aber noch Zeit und hat viel zu tun. Das wird aber nur er selbst wissen, das Zeug zu einem sehr guten Album hat er auf jeden Fall.

Release: 03.01.2020
Label: Nettwerk Music Group

5,5/6 Punknten (Was wohl erst auf einem Album alles abgehen würde?)

Mountain Bird - DearBrainLetMeSleep
(Quelle: Presskit von Nettwerk)

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Big Scary Monsters - Annual Sale (Bandcamptage)

Big Scary Monsters, ein kleines Label aus Oxford, macht, wie wohl jedes Jahr, einen kleinen Ausverkauf. Das heißt, ihr könnt euch alle Alben herunterladen, für einen Preis, der euch in den Kram passt.

Ohne dieses Label gäbe hier einige Reviews nicht und schon gar nicht mein aller erstes, welches ich vor fast acht Jahren für Scene 2 Act (die Seite ist mittlerweile offline) geschrieben hatte. Auf dem Label gibt es auch die Tall Ships, Delta Sleep, TotorroSorority Noise, Alpha Male Tea Party, mewithoutYou, Gulfer, Gnarwolves, Terrible Love und viele mehr.

Dazu gibt es auch ein paar Schmankerl von Minus The Bear und La Dispute. Im Grunde ist für fast jeden was dabei und so nach Weihnachten, ist das, meiner Ansicht nach, eines des besten Geschenke, die man machen kann. Aber beeilt euch, der Sale endet am 02.01.2020.


Big Scary Monsters
(Quelle: Wikipedia)

Sonntag, 15. Dezember 2019

Culcha Candela - Besteste (Culcha Sound/Add On Music)

Das zweite Best Of innerhalb von 17 Jahren kann man schon mal bringen. Man hat ja viel Erfahrung und hat die Musiklandschaft mitgeprägt. Und diese Erfahrung führte wohl auch dazu, diese Compilation auf dem eigens gegründeten Label zu veröffentlichen.

Die Zeit der Veröffentlichung dieser Sammlung ist, mit Verlaub geschrieben, recht schräg gewählt. Draußen ist es grau und kalt, der Klimawandel führt dazu, dass es jetzt im Dezember in Niederungen kaum noch schneit. Also bleibt das nervige, graue Novemberwetter. Da wirkt das Album mit dem Gemisch aus Reggae, Dancehall und Rap fast wie ein Antidepressivum, zumindest wenn die Partykracher wie Hamma! oder Partybus über die Lautsprecher laufen. La Bomba führt euch direkt nach Lateinamerika, hier bekommt ihr dann einen Salsa-Kurs gratis hinterhergeworfen. Also Hitze soweit das Ohr hören kann. Zu den besten Tracks gibt es sechs neue, dazu gehören unter Anderem No Tengo Problema (dessen Musikvideo in Kooperation mit Samsung komplett in 8k entstand), Ballern und Dinero. Diese Songs liegen auf dem Doppelalbum auf der zweiten CD, fügen sich aber in den Sound der Band ein. Man nimmt von hier und da ein paar neue Einflüsse mit und macht sie sich zu Eigen ohne das es dabei sperrig klingt oder sonderlich aus dem Rahmen fällt. Der Titel selbst, also "Besteste", ist dagegen recht sperrig, ist aber in der heutigen Jugendsprache (dank Youtube und den anderen sozialen Netzwerken ) häufiger zu finden.

Wer nun gar nicht weiß, was das für eine Band ist, aber Interesse hat, kann hier gerne in das CD-Regal greifen. Wer die ganzen Alben aber schon hat, weil er eben schon Fan ist, wird mit den sechs neuen Titeln dazu animiert, sich ebenfalls dieses Doppelalbum in das heimische Regal zu stellen.

Release: 13.12.2019
Label: Culcha Sound

Anspieltipps:
Von den Oldies: La Bomba, Rodeo, Partybus
Von den Newbies: No Tengo Problema, Ballern

5/6 Punkten (Zumindest scheint dann die Sonne von Innen.)

Culcha Candela - Besteste

Freitag, 13. Dezember 2019

Leitkegel - Wir sind für dich da (My Favourite Chords/Fleet Union)

Leitkegel hatten wir hier mal. Da gab es "Neben dem Strom" noch viel Sturm und Drang und man musste einiges lernen. Die Band selbst hat zwischen Raketenwissenschaft und Wir sind für dich da ein paar Split-EPs herausgebracht und "Raketenwissenschaft" neu aufgelegt. Bereits damals fielen die interessanten Texte auf, da man Neurosen einpacken sollte oder ein Salat Zweifünfzig kosten würde. Und nun?

Tja, man ist gewachsen, in fast sämtlichen Dimensionen, die man sich vorstellen kann. Das Album ist ordentlich lang, man hat es auf ganze neun Titel geschafft und der Sound ist mehr als anständig ausstaffiert. Aufgenommen wurde WSFDD (die Kurzform) live, man kann auf einigen Tracks ein paar Einzähler hören. Instrumental hat man sich getraut, die ursprünglichen Pfade etwas auszutreten und breiter zu machen. Auf Ich hab 99 Probleme und das Mädchen hat mich gibt es eine Trompete (an wen erinnert euch dieser Titel wohl?) und in Über Täler und durch Berge gibt es Streicher. Der Sound an sich klingt schon fetter als auf dem Vorgänger, man kommt an vielen Stellen an Fjørt heran (hatten wir hier und hier schon mal), Strassenkampf könnte glatt aus deren Feder stammen. Das besungene Thema ist hierbei nicht weniger ernst. Man kann aber auch spitzfindigere Texte schreiben (siehe Erste Welt Probleme), aus den Raketenwissenschaftzeiten konnte man gut lernen.

"Wir sind für dich da" erschließt sich in den ersten Durchläufen viel über den Klang, über den drückenden, teils scheppernden Bass, über die Gitarren, die sehr virtuos eingesetzt werden, über die bereits erwähnten Instrumente und auch die wilden Rufe aus dem Hintergrund. Erst später, wenn man die Texte in einigen Hirnwindungen installiert hat, nimmt man das Album auf einer anderen Ebene wahr. Man findet die Spitzfindigkeiten und auch sich selbst. So gut wie jeder wird angesprochen, jeder kennt irgendeine der besungenen Situationen und schaut auf. Und der Sänger, der ist nicht nur mehr Kläger sondern auch Sänger. Er findet Harmonien, lullt den Zuhörer ein und schreit dann wieder mit voller Inbrunst. Das ergibt einen sehr großen Replay-Faktor, aber den hatte der Vorgänger auch schon.

Release: 13.12.2019
Label: My Favourite Chords

Anspieltipps: Wie soll man sich hier entscheiden?

Strassenkampf: Man spannt zu Beginn einen kleinen Bogen, den man dann mit voller Wucht explodieren lässt. Die Gitarren stellen mit dem Bass massive Wände auf, die dann vom Sänger eingerissen werden.

Über Täler und durch Berge: Dieser Titel schreit förmlich nach Liebeskummer. Hier sind die Streicher an Board und geben noch mehr Emotion mit, dabei quillt das hier an allen Ecken und Kanten über.

OJ Simpson (Waffen töten keine Menschen): Eine krude Mischung aus Emo, Rock, Punk und etwas Math-Gefrickel. Der erste Satz schlägt richtig ein. Dabei geht es wohl um falsche Freunde und den Versuch, Nichts großartig wirken zu lassen (ihr wisst schon, die sozialen Netzwerke und so).

Ohne Frage: 6/6 Punkten (Einmal Bauwagenplatzromantig mit Strassenkampf zum Mitnehmen bitte)

Leitkegel - Wir sind für dich da
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Donnerstag, 28. November 2019

Gabby's World - O.K. (Bandcamptage)

Der Name des Albums ist mit O.K. sehr kurz und prägnant. Der Langspieler der Dame selbst ist jedoch mit 35 Minuten ausrechend lang und hat mit elf Titeln genug zu bieten. "O.K." weiß zu überzeugen, man findet sich akustisch irgendwo zwischen den Zwilingen Tegan And Sara und ein paar Folkmusikern. Das ganze Ding ist dennoch weit entfernt von irgendwelchem Kitsch. Wer also entspannen möchte und etwas Abstand zum Alltag sucht, kann sich "O.K." von Gabby's World geben und kostenlos laden. Das Werk erschien zwar 2015, es ist dennoch allemal hörenswert, vor allem wegen des Preises. Hier geht nichts unter, alles ist kraftvoll produziert und die Stimme der jungen Dame ist stets gut eingebunden. Man kann sich an einigen Stellen verlieren aber auch hin und wieder beim Mitsummen erwischen.

Anspieltipps: Broken Necks, The Thunder Answered Back, Alone At The Party

Gabby's World - O.K.
(Quelle: Bandcamp.com)

Schalt mal einer den Stress aus!

Freitag, 22. November 2019

Audiolaw - There Are Millions (Timelock Music/bangup bullet)

Es gibt immer wieder mal Musik, die völlig aus dem zeitlichen Rahmen fällt. Es ist so, als würde man ein Album von vor mehreren Jahrzehnten ausgraben. Das trifft auf There Are Millions von Audiolaw komplett zu. Man reist vielleicht nicht so weit in die Zeit zurück (man landet irgendwie in den 90ern, biegt mal in die 70er ab und kommt beim Folk à la Jack Johnson an), dennoch merkt man, dass das ganze Konzept so gar nicht in die heute gesteckten Rahmen zu passen scheint.

Das beginnt bei der Länge des Albums. Man hat es hier auf 61 Minuten Spielzeit gebracht. Das auf 16 Titel. Wenn man bedenkt, wie groß die Aufmerksamkeitsspanne eines Normalbürgers heutzutage ist und wie sich die Musiklandschaft insgesamt verändert hat, dann scheint allein die Idee, ein so langes Album auf den Weg zu bringen, verrückt. Das Quartett aus der Eifel hat den Sprung gewagt, ist nach Irland gereist und hat dort in Livesission-Manier aufgenommen. Dies schafft eine gewisse Grundstimmung, man fühlt eine wohlige wärme. Fragen wie "Weißt du noch?" schwirren durch den Kopf und bekommt einen verklärten Blick. Solange man die Texte außer Acht lässt. Die Künstler lassen keine Zweifel daran, was sie aktuell von den mächtigen Leuten im TV und Radio halten. Wobei das Intro auch von Kraftwerk kommen könnte.

Die Produktion geht, auch über die Spieldauer, in Ordnung. Sie ist der Musik angepasst, wirkt aber an einigen Stellen etwas kraftlos. Es ist halt aber auch kein Metal der hier über die Lautsprecher brüllt, sondern "nur" Rock, Folk, Blues und ein paar experimentelle Ausflüge hier und da. Wer Zeit und Muße hat, der kann sich das Album gerne anhören, hört ein paar Feinheiten hier und da und freut sich über die tierischen Begleiter.

Release: 15.11.2019
Label: Timelock Music

Anspieltipps: Blind Horses, Love Or Enemy, I Told U Before

4,5/6 Punkten (Ein langes Album in solch kurzlebigen Zeiten.)

Audiolaw - There Are Millions
(Quelle: Presskit von bangup bullet)

Sonntag, 17. November 2019

Lionheart - Valley Of Death (Arising Empire/Uncle M)

Wenn man sich einige Hardcore-Texte gibt, dann geht es viel um Familie, dass man für den anderen einsteht oder dass man, wie Deez Nuts, auch mal Party macht, als ob es kein Morgen gäbe. Und dann gibt es Lionheart aus Kalifornien, dessen Sänger ganz andere, viel härtere und persönlichere Themen anspricht. Im Tal des Todes geht es um Depressionen, darum, wie man mit 17 in Handschellen abgeführt wird, weil man viel Mist gebaut hat und dass man die Kontrolle über sich verliert, da man seit 10 Tagen nichts gegessen hat. Auch wir, die Reviews schreiben, bekommen unser Fett weg, denn dem Sänger geht es nur um das, was er erlebt hat und das es ihm egal sei, wie viele Platten verkauft werden.

Ja, das sind keine Themen, zu denen man Party macht, dennoch gibt es Fans, die sich zu den Konzerten begeben um eben diese Texte zu feiern? Diese Konzerte sind für viele ja nicht anderes als Ventile für die alltäglichen Probleme und Dämonen, die einem entgegenkommen, überrumpeln und völlig vereinnahmen. Der Sound der Band kommt, wie bereits oben erwähnt, Deez Nutz schon sehr nahe. Die Gitarren schmettern ordentlich und bilden mit dem Bass eine massive Wand. Die Drums stellen sich auch und können auch im Double, der Sub-Bass darf natürlich nicht fehlen. Ihr wisst schon, das angenehme Wummern, wenn es in den Breakdown geht. Leider ist das Album nicht sonderlich lang, nicht mal 25 Minuten, am Ende wird man von Tom Patty's Free Fallin' verabschiedet. Wer Fan der Musik ist, wird sich über einen zusätzlichen Langspieler freuen, auch wenn die Texte echt harter Tobak sind. Alle anderen könnten sich vielleicht an den (fast) immer gleichklingenden Gitarrenparts stören. Aber man versteht immerhin die Texte.

Release: 15.11.2019
Label: Arising Empire

Anspieltipps: When I Get Out, Burn, Stories From The Gutter

5/6 Punkten (Es kann ja nicht immer nur ums Saufen und Partymachen gehen.)

Lionheart - Valley Of Death
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Mittwoch, 6. November 2019

You Guitarprayer - Art Won't Tear Us Apart Again (Krachladen Records)

Vor sehr, sehr, sehr langer Zeit hatten wir hier mal eine Album der Band Nicoffeine, das war relativ interessant, es war das Album, welches einfach so im Briefkasten der damaligen WG gelandet ist. Ich war stolz wie Bolle, da ich selbst nicht damit gerechnet hätte, das irgendwer, irgendein Zine, irgendeine PR-Agentur oder eine Plattenfirma auf diesen Blog aufmerksam würde. Und nun kam hier vor ein paar Wochen die Mail von Krachladen Records in den digitalen Briefkasten.

In der Besetzung der Band You Guitarprayer findet sich der alte Bekannte Soheyl Nassary wieder, der eben auch bei Nicoffeine mitgewirkt hat. Wer nun denkt, auf Art Won't Tear Us Apart Again geht es genauso experimentell und chaotisch zu, wie auf Au Revoir Golden Air, dem kann Entwarnung gegeben werden. Das Album ist trotzdem nicht weniger interessant, es ist zugänglicher, auch wenn es an ein paar Stellen die experimentellen Ausflüge ins Effektnirwana gibt. Der Grundtonus aus Rock'n'Roll, Psychedellic Rock und Desert Rock bleibt erhalten und bildet wilde, treibende Rhythmen. Der Bass rollt geschmeidig über das weite Feld und vermischt sich hier und da mit der Gitarre. Der Sechsaiter ist nicht immer voll angezerrt, wird aber teilweise durch einige Effektpedale gejagt oder entfremdet. Von den Wölfen kann man aber, in Relation zu Wolf In Bathtub, immer noch nicht lassen, nur ist dieser Wolf allein, heult einsam auf Corazon Horizon zwischen widerhallenden Gitarren auf.

Nach knapp 41 Minuten und acht Titeln hat man das Album durchgehört. Man ist überrascht, welche Soundlandschaften man dargestellt bekommt. Man ist immer auf dem Sprung mit dem Kopf mitzugehen, zu wippen und zu tanzen. Die Produktionsqualität ist außerordentlich gut und der dargebotenen Musik ebenbürtig.

Release: 15.11.2019
Label: Krachladen Records

Anspieltipps: Black Khaleesi, Bat Capone, Three Times Three, Weisser Squier

6/6 Punkten (Josh Homme würde hier ein paar Tränchen vergießen.)

You Guitarprayer -
Art Won't Tear Us Appart Again
(Quelle: Presskit von Krachladen Records)

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Norma Jean - All Hail (Solid State Records/Kinda Agency)

Norma Jean ist nicht nur der bürgerliche Name von Marilyn Monroe, sondern auch einer Band. Maßgeblich war ihr Song Memphis Will Be Laid To Waste, was Employed To Serve erst vor kurzem gecoverd haben. Die Band selbst gibt es seit 1997 und hat schon ein paar Mitgliederwechsel durch.

Für den aktuellen Langspieler ging es zu Will Puttney nach New Jersey All Hail aufzunehmen. Hierbei ist man immer wieder an die Songs herangegangen, hat sich durchgespielt, neue Demos aufgenommen, wieder durchgespielt und dann wieder neue Demos aufgenommen, bis man das gewünschte Ergebnis hatte. Dabei wurde Will eher wie ein weiteres Bandmitglied wahrgenommen. Dabei ist der Sound mehr als fett gelungen, man merkt förmlich die Handschrift des Producers (man gebe sich nur die letzte Platte von Knocked Loose) Der Klang kommt dennoch vielfältig her. Allein das Intro zu /with_errors klingt so, als würde man gleich einen Song von Nirvana anstimmen. In der Mitte des Tracks könnte man auch meinen Tool zu hören.

Man merkt der Band an, dass man nicht nur einfach brutal abgehen will. Man will beweisen, dass man Ambiente erzeugen kann, großflächige Klangteppiche über karge und brutale Landschaften ausbreiten kann und dabei dennoch einen gewissen Biss hat. Der neue Gitarrist, der seit gut eineinhalb Jahren mit dabei ist, meinte, dass er auch als Fan an die Aufnahmen gegangen ist. Er mag es, wenn man hört, dass die Saiten sich leicht verstimmen, wenn man sie zu hart anschlägt.

Thematisch wird einiges abgedeckt. Man lebt ein Leben, welches aus zwei komplett gegensätzlichen Welten besteht, wobei man sich in der scheinbar dunkleren Welt sicherer findet (Safety Last). Auch die Erkenntnis, dass ein Ort, an dem man einen Superhelden braucht, ein sehr dunkler sein muss, schlägt einem in die Magengube (Landslide Defeater) sowie die Geschichte um Anna. Sie war ein Fan, der zum Freund wurde. Sie verstarb genau an dem Tag, an dem man mit den Aufnahmen zum Album begonnen hatte.

Wer Fan des Metals oder härteren Gangarten ist, kann sich dieses Album getrost geben. Andere, die sich weniger an diese Thematik trauen, könnten potentiell über die Titel der zweiten hälfte zur Norma Jean und zur härteren Musik finden.

Release: 25.10.2019
Label: Solid State Records

Anspieltipps: Safety Last, [Mind Over Mind], Landslite Defeater, Careen

6/6 Punkten (Nach 2 Dekaden noch so viel druck. Respekt.)

Norma Jean - All Hail
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Dienstag, 15. Oktober 2019

Unitytx - Madboy (Kinda Agency)

Vor ein paar Wochen fragte ich mich bereits, was mit dem Nu-Metal passiert ist und warum es nicht so prägende und vor allem auch gute Musik aus dieser Stilrichtung gibt. Es mag zwar sein, dass es sein, dass dieses Genre von vielen verteufelt wird, dennoch muss man einigen Bands ihren Erfolg zugestehen.

Die Band Unitytx kommt, wie die letzten beiden Buchstaben es erahnen lassen, aus Texas, genauer aus Dallas. Der Sänger beschreibt, dass er sich in der härteren Musikszene repräsentiert fühlt, aufgrund seiner Hautfarbe. Ihm ist es eher wichtig, dass man sich auf den Shows der Band frei fühlt. Und er mag es, die verschiedenen Stilrichtungen, die man auf der EP Madboy findet, miteinander zu vermischen. Natürlich könnte man nun aufstehen und rufen, dass es das doch schon gegeben hat. Rap auf Gitarre, Gitarren wie Scratches und Samples. Dazu die Tracks, die einfach nur reiner Hip-Hop sind, ohne Gitarren. Zumal man teilweise auf alte Bekannte trifft. Piece Of Mind klingt so, als würden P.O.D. gemeinsame Sache mit den Deftones machen. Textlich geht es dabei sehr persönlich zu, da geht es darum, dass man zu einer Person aufgeschaut hat und nun die Wahrheit kennt (IUSED2LOOKUP2U) oder Freunde die einen Hintergehen (Cross Me). Auch wenn es sich hierbei nur um eine EP handelt, die nur um die 20 Minuten lang ist, wird man anständig unterhalten und man wird an vielen Stellen schmunzeln. Vergesst dabei aber nicht die guten Kopfhörer oder eine anständige Anlage, hier gibt es viel Bass.

Release: 25.09.2019
Label: Pure Noise Records

Anspieltipps: Cross Me, Bang Sh!t, Piece Of Mind

5/6 Punkten (Der Bass kommt tief.)

Unitytx - Madboy
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Montag, 30. September 2019

SeeYouSpaceCowboy - The Correlation Between Entrance And Exit Wounds (Kinda Agency)

Der Name der Band ist aus der Anime-Serie Cowboy Bebop, wo am Ende jeder Folge dieser Spruch zu lesen ist. Sonst hat die Band eigentlich nicht viel mit eben dieser Serie gemein.

Die Band gibt es seit knapp 3 Jahren und kommt aus San Diego. Man hat sich dem Core voll uns ganz verschrieben, aber nicht einfach nur so, man engagiert sich damit auch politisch und möchte mit Screamo zum Beispiel nichts zu tun haben. Wer also ein Rassist ist oder etwas gegen andere sexuelle Orientierungen hat, hat hier nichts zu suchen. Musikalisch gibt es hier erstmal die volle Breitseite, dichtes Drum- und Gitarrengeballer, umhüllt von einem drückenden Bass. Dazu faucht der Sänger seine Texte ins Mikro und scheint völlig auszurasten. Zwischendurch werden hohe Frequenzen über die Saiteninstrumente gegeben und das Tempo springt hier und da fröhlich über die Klaviatur des Metronoms. Das macht man aber nicht über die gesamte Länge des Albums, mann kann auch entspannt, sogar über ganze Tracks, wie A Space Marked Escape beweist. Danach geht es fast wie gewohnt weiter.

Es gibt immer wieder Moment auf TCBEAEW bei denen extrem mit abgehen muss, wo sich der Körper fast reflexartig bewegt, weil die Gitarren und die Drums einfach so brutal tight sind. Wer dem nicht glauben mag, nehme sich ein paar Momente Zeit und gebe sich die letzten 26 Sekunden von Disdain Coupled With A Wide Smile. Wem Knocked Loose oder auch Employed To Serve taugen, der kann hier gerne zugreifen und seine Gliedmaßen in alle Himmelsrichtungen schmeißen. Das Album gibt es seit dem 27.09. auf Pure Noise Records und kann auf deren Bandcampaccount gestreamt werden.

Anspieltipps: Disdain Coupled With A Wide Smile, Put On A Show Don't Let Them See You Fall, The Phoenix Must Reset

6/6 Punkten (Nackenrichten leicht gemacht)

SeeYouSpaceCowboy -
The Correlation Between Entrance And Exit Wounds
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Samstag, 28. September 2019

Konzertbericht: Thees Uhlmann (26.09.19. Gladhouse, Cottbus)

Wenn Thees Uhlmann ruft, nehmen viele einen weiten Weg auf sich, so auch am 26.09. in Cottbus. An den Straßenrändern und auf den Parkplätzen der näheren Umgebung standen gar Autos mit Nummernschildern aus sächsischen Landkreisen. Dementsprechend voll war auch das Gladhouse, auch wenn es nicht ganz ausverkauft war.


Alle Gäste waren relativ entspannt, es gab kein großes Gedränge und jeder hatte ein Lächeln auf den Lippen. Der Altersdurchschnitt schien auch etwas höher zu sein, anscheinend waren viele der Besucher Fans der Band Tomte und waren deswegen bei Thees. Der kam Punkt 20:30 auf die Bühne und begrüßte die Meute mit einem netten "Moin". Die Menge tobte und die Band legte direkt los.


Thees Uhlmann (Mitte) und Band
(Quelle: eigenes Bildmaterial) 

Zwischen den einzelnen Titeln wurde Thees mal eine Gitarre gereicht oder gab sie wieder ab. Er erzählte aber auch viele Geschichten zu fast jedem Titel und hatte immer wieder einen Spruch auf Lager. "Mehr Depeche Mode war nie im Deutschrock" oder "Kernkraft Thees Uhlmann trifft auf Energie Cottbus". Auch wenn er den zweiten Satz wohl nicht hätte bringen sollen, zumindest erwähnte er das quasi im selben Atemzug. Man erfuhr auch, wie er zu den Toten Hosen steht, was für E-Mails er von Fans bekommt, wie seine Einstellung zur Politik ist und bezieht Position. Das kam positiv an, es wurde einfach nicht langweilig.

Viel Atmosphäre durch viel Licht.
(Quelle: eigenes Bildmaterial)

Während der Songs, wenn er mal nicht gesungen hat, war Thees wie ein Duracell-Hase. Er hüpfte, tanzte wild auf der viel zu engen Bühne und begann natürlich zu schwitzen. Diese Energie und die Lebensfreude übertrug sich zu hundert Prozent auf alle Besucher. Jeder tanzte auf seine eigene Weise und keiner mobbte den anderen deswegen. Und es wurde natürlich wärmer im Konzertsaal. Man spielte Titel aus allen Epochen des Künstlers, auch ein Track von Tomte wurde zum besten gegeben.

Nach knapp 90 Minuten stimmte die Band und Thees die Single Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf an. Nachdem die Truppe die Bühne verlassen hatte, war das Publikum im Rausch und summte den Hintergrundgesang des Liedes ewig weiter, bis Thees in einem neuen T-Shirt auf die Bühne kam. Er selbst sagte, dass das seit 25 Jahren Bühnengeschichte selbst für ihn ein Novum sei. Man gab als Zugabe noch zwei Songs zum besten und verabschiedete sich dann gebührend. Jeder war zufrieden, auch wenn die zwei Stunden Spielzeit wie im Fluge vergingen.

Mittwoch, 11. September 2019

Microwave - Death Is A Warm Blanket (Kinda Agency)

Neue Musik ist nicht immer interessant, dass aktuelle Radioprogramm hier ist der "beste" Beweis dafür. Das es auch anders geht, beweist die Band Microwave aus Atlanta. Dabei wirken die ersten Klänge von Death Is  A Warm Blanket fast bekannt, als würde man ein neues Machwerk von Jack White oder gar den White Stripes in den Ohren haben. Doch nach ein paar Takten wird klar, das hier nicht strikt das gleiche Süppchen gekocht wird.

Denn auf diesem Album werden nicht nur einfach zwei Genres vermischt, zumal der Blues nun gar nicht mit dem modernen Metal oder gar Rock harmonieren zu scheint, sondern es wird alles aufgebrochen, was es in den letzten paar Jahrzehnten in der Musik zu Rang und Namen gebracht hat. 

Da hat man Grunge, den bereits angesprochenen Blues, man findet Metalcore-Anleihen hier und da, mit dem Computer generierte Drumspuren und Samples, die echt unheimlich wirken können. Man hat sich kreativ scheinbar wirklich nicht einschränken lassen und das auf diesem Album gebannt, was einem in den Sinn kam. Das ist vielleicht auch der Vorteil, wenn man im Heimstudio des dazugekommenen Gitarristen aufnehmen kann: man kann vieles ausprobieren und sich ausleben und Sounds ausprobieren und vermischen. Vielleicht merkt man dann erst, wie weit man einige Genres noch ausarbeiten kann, wie weit man mit dem Bass gehen kann und wozu die eigene Stimme fähig ist. Denn es wird nicht nur gesungen, auf einigen Tracks werden die Stimmbänder des Sängers ordentlich überstrapaziert. 

Thematisch bewegen wir uns hier in ganz dunklen Gefilden. Hier wird einem Brühwarm erzählt (ersungen?), was passiert, wenn man auf einmal in das Erwachsenenleben gerät, wie sich Ansichten und Prioritäten verschieben können. Das können mitunter richtig schlimme Erfahrungen sein, der ein oder andere wird diese Sachen sicher bereits erlebt haben. Da geht es mal um die eigene Gesundheit, mal um die finanzielle Unsicherheit (in den USA geht gerne beides einher) oder auch um das soziale Klima. 

Nach nicht mal einer halben Stunde ist man durch DIAWB durch, dabei kommt nirgends Langeweile auf. Die Produktion ist gelungen und unterstreicht das Vorhaben der Musiker, sehr viele Stile und Einflüsse zu verbinden. Zwischen Kuscheln, Verzweifeln und Ausrasten ist alles dabei, was das Herz des bekennenden Musikfan begehrt. Erscheinen wird der Langspieler am 13.09. auf Pure Noise Records und kann ab Release auf Bandcamp gestreamt werden. 

Anspieltipps: Part Of It, Carry, Leather Daddy, Mirrors

5,5/6 Punkten (Wuchtig die Bluesgitarre in den Verstärker schmeißen und gucken was passiert.)

Microwave - Death Is A Warm Blanket
(Quelle: Presskit von Kinda Agency)

Samstag, 7. September 2019

Miss June - Bad Luck Party (Fleet Union)

Der Sommer ist nun bald vorüber, die Nächte werden wieder länger, dunkler und kälter. Die Band Miss June aus Neuseeland passt hier perfekt hinein, denn zu ihrem Album Bad Luck Party kann man einerseits perfekt darüber sinnieren, was man in den letzten zwei Monaten getrieben hat, aber auch einfach abgedreht in den eigenen vier Wänden tanzen.

Der Spagat ist wahrlich etwas breiter, funktioniert auf dem Langspieler, der mit etwas mehr als 31 Minuten eigentlich gar nicht so lang ist, aber relativ gut. Man zieht hier alle Register des Grunges, Rocks und Shoegaze aus den letzten drei Jahrzehnten und verteilt sie liebevoll auf die elf Titel. Für ihr erstes Album hat das neuseeländische Quartett Tom Healy verpflichten können. Der hatte unter Anderem auch die Alben von Die! Die! Die! und Tiny Ruins produziert. Dementsprechend ist die Qualität der Produktion, man passt den 80er-Jahre-Flair in die Gitarrensounds von heute ein, man verliert aber niemals die Punk-Rock-Attitüde. So ist der Gesang mal eher schräg alleine neben dem Schlagzeug, mal gibt es leichter Rhythmus-Hüpfer. Wer The Pack A.D. feiert oder vielleicht auch etwas mit den Blood Red Shoes anfangen kann, der darf hier gerne zugreifen. Veröffentlicht wurde das Album am 06.09. auf Frenchkiss Records.

Anspieltipps: Polio, Twitch, Best Girl

4,5/6 Punkten (Von Down Under ein wenig die Welt aufmischen.)

Miss June - Bad Luck Party
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Donnerstag, 29. August 2019

Northlane - Alien (Uncle M)

Der Metalcore, so langsam verkommt er so ein wenig zum Nu Metal oder geht das nur mir so? Nehmen wir das aktuelle Album Alien von Northlane. Da werden viele Scream-Parts gegen Gesang ausgetauscht und der Elektronik macht man recht viel Platz. Sogar so viel, dass ein Track wie Rift plötzlich ins Konzept zu passen scheint.

Das man aber nicht jeder Häme entweichen kann, zeigt der kurze Clip des Youtubers Kmac2012 doch, wo sich die Band ihre Inspiration für den Track 4D geholt haben wird. Man muss zugeben, dass das wirklich sehr nah an der Matrix ist. Aber auch andere Bekannte, wie Rammstein oder Marilyn Manson scheinen einmal durch den Probenraum gelaufen zu sein, anders kann man sich Tracks wie Talking Heads oder Eclipse nicht erklären. Die ganzen elektrischen Spielereien gab es aber auch schon anno 2007, als Enter Shikari mit Take To The Skies ziemlich durch die Decke gingen und mit Sorry You're Not A Winner einen zeitlosen Klassiker geschaffen haben.

Die Produktion des Albums ist ausgezeichnet, das steht außer Frage. Dennoch wirkt es so, als würde man dem Metalcore entwachsen sein, also vielleicht doch eher Post-Metalcore spielen? Oder Nu-Metalcore? Bands wie Bring Me The Horizon haben sich ziemlich weit von dem entfernt, was sie zu Zeiten von Count Your Blessings oder Suicide Season gespielt haben. Den Architects geht es ähnlich. Wahrlich kann man nicht ewig den Tonus spielen, es gibt mittlerweile genug Beispiele (leider fallen mir hier keine ein), bei denen der Metalcore generell abgedroschen klingt. Als wolle man auf den Zug aufspringen, auch selbst wenn schon längst alle Wagons auf anderen Gleisen fahren oder gar komplett in andere Richtungen fahren. Mit dem Einschlag in andere Richtungen kann man aber auch neue Fans gewinnen, Menschen zum Metal bringen, die sich diesen "Lärm" früher vielleicht nie gegeben hätten. Mit dem Nu Metal war es einst ähnlich. Aber bevor wir hier zu weit ausholen, das Album ist gut, keine Frage. Die elektrisch eingestreuten Elemente taugen und schieben den Sound der Band in verschiedenste Richtungen. Mal wird ein himmlischer Klangteppich gelegt, ein anderes Mal wird gefährlich gesägt und der Sänger klingt wie ein Roboter im Angriffsmodus. Der Sänger hatte eine ziemlich üble Kindheit und ist froh darüber, dass er jetzt da ist, wo er nun mal ist. Mit knapp 45 Minuten ist das Album normal lang. man ist aber nicht unangenehm gehetzt, als würde man ein "normales" Metalcore-Album hören. Das kann man der Musikern hoch anrechnen. Ja, es gibt derbe Gitarren und Breakdowns. Ja, es gibt Shouts. Ja es gibt einen Bass. Dennoch fällt das Album nicht sonderlich auf, auch wenn sie sich viel Mühe gegeben haben und an keinem Ende irgendwelche Fehler zu finden sind. Das Album erschien bereits am 02.08.2019 auf UNFD.

Anspieltipps: Freefall, Jinn, Vultures

4/6 Punkten (Da sind ein paar Zacken zu wenig.)

Northlane - Alien
(Quelle: Presscit von Uncle M)

Mittwoch, 21. August 2019

Knocked Loose - A Different Shade Of Blue (Uncle M)

2016 haben Knocked Loose mit ihrer Single Dead Ringer und dem dazugehörigen Album Laugh Tracks mächtig für Furore gesorgt. Die dargebotene Mischung aus Hardcore und Metal war bretthart und man bekam kaum einen ruhigen Moment.

Nun, drei Jahre später, kommt man mit A Different Shade Of Blue um die Ecke. Man hatte vielleicht nicht ganz mit der Resonanz gerechnet, die der Vorgänger verursacht hatte. In den Interviews sieht man einen schüchternen Frontman, dem man den derben Gesang gar nicht abnehmen kann. Aber er macht das wirklich, dass sind wirklich seine Stimmbänder, wobei er nicht nur von einem seiner Gitarristen unterstützt wird, sondern auch von ein paar Musikern, die aus dem selben Genreportfolio schöpfen. Namentlich Emma Boster von Dying Wish und Keith Buckley von Everytime I Die. Das lockert das ganze ein wenig auf, auch wenn es immer noch, wo wie auf dem Vorgänger, richtig derbe zur Sache geht. Jeder Riff, jeder Beat, jeder Shout, jeder noch so kleiner Klangfetzen zwingt einen zur Bewegung, zu einer Reaktion, die je nach Grundstimmung schon mal zu einer überforderten Nackenmuskulatur führen kann. So wie der Name der Band es schon verrät, es bleibt kein Stein auf dem anderen, das sieht man immer wieder bei Live-Aufnahmen oder auch im Musikvideo zu Billy No Mates // Counting Worms. Die Energie der Band überträgt sich direkt auf den Hörer, man hat seinen eigenen Stil verfeinert ausgearbeitet und kann mit vielen verschiedenen Rhythmen und Soundschnipseln aufwarten. Wer das letzte Album von Code Orange schon gefeiert hat, der wird hiermit ein Album finden, welches sich auf Augenhöhe mit diesem Langspieler befindet.

Die Gitarren sind einzig nicht mehr so tief gestimmt (es reicht immerhin noch bis Drop (?) A), dafür kann man mit der Produktion punkten, alles ist da hingestellt, wo sein soll und überflutet einen von Note eins an. Zu beginn braucht es aber ein paar Durchläufe, bis man sich im Album orientieren kann. Das kann dem Stil geschuldet sein, vielleicht auch dem Gesang. Die ersten Anhaltspunkte bieten die Gastsänger, sonst ist man im Sog der Band gefangen, stets bereit, alles kurz und klein zu hauen, alles zu zerstören, was einen zerstört und man ist immer wieder überrascht, wo man denn gerade auf A Different Shade Of Blue ist. Aber jeder Durchlauf macht süchtiger.

Das Album wird am 23.08. auf Pure Noise Records erscheinen und kann dann vollständig auf dem Bandcampaccount des Labels gestreamt und auch bestellt werden.

Anspieltipps: Mistakes Like Fractures, Forget Your Name, In The Walls

6/6 Punkten (Bitte laut aufdrehen, damit auch die Nachbarn etwas davon haben.)

Knocked Loose - A Different Shade Of Blue
(Quelle: Presskit von Uncle M)

Freitag, 9. August 2019

Møl - Jord (Neues aus dem CD-Regal)

Mit diesem Kauf habe ich lange mit mir gehadert. Das Video zu Bruma läuft bei mir schon eine ganze Weile und hat es auch in eine meiner Playlisten auf Youtube geschafft. Gehadert habe ich wohl eher damit, ob ich das Album brauche, Musik kommt hier täglich rein. Nun ist es aber vor ein paar Monaten geschehen und die CD ist seit dem in meinem Besitz.

Und was soll man sagen, das Video verspricht genau das, was es auf Jord von Møl auch zu hören gibt. Das ganze nennt sich Blackgaze und war bereits 2018 auf Platz 12 der Top 50 besten Metal-Alben des Jahres der Zeitschrift Metal-Hammer. In diesem Genre vermischt man Black-Metal mit atmosphärischen Klängen, lässt die Gitarren auch mal clean, was wohl zum Gaze gehören wird. Durch diese Mischung schafft die Band eine gänzlich interessante Melange aus Härte und weitem Raum. Es wird nicht nur die Black-Metal-Keule geschwungen, was manchmal zu einer unangenehmen Enge führen kann. Die klar klingenden Gitarren sowie eingestreuter Hall sorgen für mehr Platz und malen wundervoll zerbrechliche aber auch forsche Landschaften. Wenn man nicht wüsste, dass das Quintett aus Dänemark kommt, könnte man denken, man hat es hier mit einer Truppe aus Nordnorwegen, dem Lappland oder vielleicht Island zu tun. Denn hier kann die Natur genauso schön wie auch erbarmungslos schroff sein und einen maximal möglichen Kontrast bilden. Das einzige Stück, welches komplett zum Durchatmen dient, ist Lambda, welches nicht ganz die Hälfte des Albums definiert. Danach wird der ganze Laden kurz umgekrempelt, bis man merkt, dass man das doch wieder anders haben will. Man macht es wieder schön, lässt das Licht der Hoffnung erstrahlen (akustisch Formuliert kommt das dem schon sehr nahe).

Selbst dieses Album kann jemanden, der eine Affinität für Metal und andere harte Gangarten der Musik hat, zum Black-Metal bringen, auch wenn bei mir die Schrittfolge etwas anders war, denn Black-Metal erreichte mich, wie auch immer das geschehen konnte, bereits vor diesem Wunderwerk aus zwei recht gegensätzlichen anmutenden Musikstilen.

Die Produktionsqualität ist über alle Zweifel mehr als erhaben. Die Klangqualität stützt die Kreation und man merkt, wie sehr die Künstler, der Produzent und der Mixer daran interessiert waren, ein mehr als rundes Gesamtwerk zu erschaffen.

Anspieltipps: Bruma, Jord, Ligament

6/6 Punkten (Eins der geilsten heißkalten Bäder, die man sich vorstellen kann.)

Møl - Jord
(Quelle: Bandcamp-Account von Møl)

Mittwoch, 7. August 2019

Batushka - Hospodi (Check Your Head)

Wenn man an Black Metal denkt, denkt man auch an die brennenden Kirchen in Norwegen, die von den Anhängern der Szene in den 90ern angesteckt wurden. Nun kam 2015 der Pole Krzysztof Drabikowski auf die bahnbrechende Idee, mitunter angeregt durch eine Kommentare unter Youtube-Videos, die Texte und die Gesänge der orthodoxen Kirche einfließen zu lassen. Er Gründete die Band Batushka und das Album Litourgiya lief sich damals bei mir daheim bereits die Füße wund (Anspieltipps: Yekteniya 3,Yekteniya 5)

Am 12.07. erschien bereits der Nachfolger Hospodi auf Metal Blade Records bzw. Sony Music. Auf dem Album Hospodi geht es um die Totenmessen der Orthodoxen, die Lieder, Brauche und das Gedenken an einen Verstorbenen. Der Name an sich ist aus dem altslawische Bezeichnung für Gott. Man wird zu Beginn des Langspielers von Glocken begrüßt, ein Geistlicher spricht ein Gebet und choraler Gesang ist im Hintergrund wahrzunehmen. Jedes einzelne Wort in einer Sprache, die man nur versteht, wenn man sich ausgiebig mit der orthodoxen Kirche beschäftigt hat.

Erst nach dem Opener bekommt man innerhalb der ersten 20 Sekunden eine Vorahnung, wo man gelandet sein könnte. Die Messe wird finster und brutal. Aber keine Angst, man bekommt auch Atempausen, wie bei Polunosznica, aber nur innerhalb der ersten Minute, danach wird wieder zur E-Gitarre gegriffen und ehe man sich wieder zurechtgefunden hat, gibt es einen Rundumschlag Black-Metal vom feinsten. Die Produktion ist hier besser als beim Vorgänger, auch wenn dieser mit einigen, tiefer gestimmten Gitarren aufwarten kann. Auf Hospodi ist die Atmosphäre dichter, es gibt eine Geschichte, man folgt der Band und den umstehenden Personen, die auf der Platte zu hören sind, durch verschiedene Räumlichkeiten des Gotteshauses und kann den Muff der alten Gemäuer quasi riechen.

Wer mit Black-Metal nichts anfangen kann, der wird sich vielleicht schwer mit diesem Album tun. Andere, die schon härtere Musik gewöhnt sind und sich vielleicht nicht ganz an Black-Metal heranwagen, dem kann ich dieses Album wärmstens ans Herz legen. Denn zwischen all der Härte, findet sich an einigen Stellen ein ruhiger Moment, was das ganze Album rund macht.

Anspieltipps: Utrenia, Wieczernia, Tretij Czas

6/6 Punkten (Ob Gott zu dieser Musik seine Mecke schwingt?)

Batushka - Hospodi
(Quelle: Presskit von Check Your Head)

Dienstag, 18. Juni 2019

Symmetry Lover - Symmetry Lover (Fleet Union)

Dortmund, bekannt für den Bundesligaverein in Schwarz-Gelb und einen verrückten Automechaniker, der unglaublich erfolgreich ist, in dem was er tut. Auch wenn ich 2010 im Ruhrgebiet wegen der Ruhr.2010 war, kann ich mich nicht entsinnen diese Stadt besucht zu haben.

Aus eben dieser Stadt kommt ein junges Quartett mit dem Namen Symmetry Lover. So ungewöhnlich die Mischung aus Auto und Fußball klingt, so klingt auch die Band, dabei hat man sich aus mehreren Bandprojekten zusammengeschlossen. Auf dem ersten Album werden Elemente aus Hardcore, Blackgaze, Gitarrenparts die von den Deftones hätten sein können, ein paar würzige Noten aus den 80ern mit ein paar unheimlich wirkenden Soundsamples gemischt. Am Mikrofon ist die Sängerin Ina fast durchgängig auf 180 und klingt immer anklagend. Die angeschnittenen Themen nicht einfach: da geht es mal um die eigenen Makel, die man nicht ausstehen kann, mal um innere Konflikte. Man beschäftigt sich knapp 30 Minuten mit den inneren Dämonen und findet sogar Katharsis.

Musikalisch ist man, trotz dem Grundgerüst aus Gitarre, Schlagzeug und Bass, fulminant aufgestellt. Mann kann förmlich, wie in Architect, im Sound versinken. Die Stimme der Sängerin wirkt hier an einigen Stellen wie verloren in einer wilden, aufgewühlten See. Auf dem gesamten Album wird der Spagat zwischen Laut und Leise perfekt ausgelebt und man kann sich förmlich in diesem Wandelwesen, was einen mal entspannt und träumerisch geleitet, mal anpeitscht und treibt, verlieren. Es bleibt immer spannend und man weiß nie, was einen beim nächsten Takt erwartet und wird immer wieder positiv überrascht.

Veröffentlicht wird das selbstbetitelte Album am 05.07. auf Through Love Records, I.Corrupt.Records und Trace In Maze Records.

Anspieltipps: Void, In These Woods, Gods And Beasts

6/6 Punkten (Der Hammer zersägt die unheimliche Stille der dunklen Nacht.)

Symmetry Lover - Symmetry Lover
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Freitag, 17. Mai 2019

The Butcher Sisters - Alpha & Opfah (Bleeding Nose Records)

Was macht man wohl, wenn man die Texte einiger Deutschrapper überzogen findet aber auf Metal steht? Man gründet eine Band und schreibt Zeilen, die genauso übertrieben daneben sind und unterfüttert das alles mit fiesem (Nu-) Metal.

The Butcher Sisters bedienen mit "Alpha & Opfah" textlich alle Klischees, die es im Deutschrap gibt, drehen aber noch viel mehr auf und schreiben auch mal einen Titel, bei dem es um Bananen geht. Das ist Humor, der vielleicht nicht bei allen ankommt, die damit in Berührung kommen. Aber darum geht es ja gerade, Satire und Ironie, ohne diesen Gedanken im Hintergrund sollte man sich die Texte nicht genauer anhören. Wer sich das Bananen-Video angesehen hat, wird um so mehr verstehen, dass die Jungs sich hier nicht ernst nehmen und das ist auch gut so. 

Der gespielte Metal ist wirklich sehr gut. Wer We Butter The Bread With Butter (die hatten wir hier mal) mag, wird diese Bands, auf rein instrumentaler Ebene, lieben. Die Gitarren sind ordentlich aufgestellt und werden teilweise richtig Virtuos gespielt. Der Bass ist ordentlich präsent, aber nicht so komisch abgemischt, wie es bei manch anderen Alben anderer Künstler der Fall ist. Er stellt sich eher massiv hinter die Gitarristen. Die Trommeln beherrschen alle abgefragten Geschwindigkeiten und werden hier und da mal von einem Sampler unterstützt.

Nach nicht mal 38 Minuten ist die geniale Rutsche durch und man kommt gar nicht auf die Idee, dass das Album durch ist. Man freut sich immer wieder auf viele verschiedene Parts, die man beim vorherigen Durchlauf mitgeschnitten hat und feiert den Texter für die abgerissene Zeile. Das Album wurde in den Überlärm-Studios produziert und erscheint am 24.05. auf Bleeding Nose Records

Anpieltipps: (Eigentlich die ganze Platte)

Banana
Ein Text nur über Bananen? Was muss man genommen haben, um auf diesen Text zu kommen. Und wem die Hook nicht umreist, hat die Musik und die Band nicht verstanden.

Alpha & Opfah
Hallo, wer will sich nicht am Ellenbogen lecken können oder vielleicht vielleicht härter als die Straße sein. Und ist das Autotune auf dem Refrain? 

Egal wie groß, Hauptsache es ist ein Benz, der ordentlich aus den Rohren qualmt. Und aufgepasst, es gibt hier ein kurzes Gitarrensolo. 

Ganz klar: 6 von 6 Punkten (Das geht ab, Jonge!)

The Butcher Sisters - Alpha & Opfah
(Quelle: Presskit von Bleeding Nose Records)

Mittwoch, 15. Mai 2019

Aphyxion - Void (All Noir)

Das die Skandinavier musikmäßig relativ viel drauf haben, weiß man nicht erst seit In Flames oder Soilwork. Das zieht sich mitunter bis nach Dänemark, das beweist die Band Aphyxion aus Ribe.
Die beiden anderen Bands sind bewusst namentlich erwähnt, denn Aphyxion passt mit ihrem Sound genau in diese Riege.

Früher eher dem Deathcore zugeneigt, spielt man mittlerweile ordentlich die Melodic-Death-Metal-Geige. Das Quintett stellt auf Void, was übersetzt so viel wie Leere oder auch Nichts heißt, eine ordentliche Soundwand auf und lässt niemanden unberührt, kein Wunder, wenn man zwei Gitarren am Start hat. Der Bass gibt seinen Senf dazu, wobei er manchmal etwas sehr separiert dargestellt wird und sich weniger in den Sound einfügt. Aber das ist ein kleineres Übel, da das vielleicht eher einem geschulten Hörer auffallen könnte.

Das ganze Album wirkt sehr homogen und es gibt kaum Titel, die irgendwo herausstechen. Da die Produktion sehr gut ist und die Titel einen durch die gesamte Laufzeit von fast 45 Minuten tragen, ist das weniger wild. Wer auf Metal steht, darf hier gerne zugreifen, wer In Flames von irgendwo her kennt oder mal ein Ohr drauf gehalten hat, darf hier gern zugreifen. Veröffentlicht wurde das Album am 10.05. auf Prime Collective.


4,5/6 Punkten (Der etwas andere Dänemarkurlaub)

Aphyxion - Void
(Quelle: Presskit von All Noir)

Freitag, 10. Mai 2019

We Never Learned To Live - The Sleepwalk Transmission (Fleet Union)

Es gibt ja so Bands, die schießen gefühlt jedes Jahr ein Album auf den Markt. Manch Nachfolgewerk ist sogar brauchbar. In der Regel darf man so um die zwei Jahre brauchen, bis man einen neuen Langspieler auf den Markt bringt. Und dann gibt es Ausnahmen, wie die Deftones, Tool oder auch Korn. Die Band We Never Learned To Live aus Brighton kann hier jetzt auch eingereiht werden, denn zwischen dem ersten Album und The Sleepwalk Transmission liegen vier Jahre.

Schon bereits beim Opener Permafrost wird klar, dass es die nächsten 45 Minuten nicht gerade leicht verdaubare Kost geben wird. Denn hier werden alle Tasten der Klaviatur des Post-Hardcores und des Rocks gespielt. Und um den Zuhörer bei der Stange zu halten, bleibt man undurchschaubar. Mal wird einfach nur straight geradeaus gepeitscht, wie in Luma / Non Luma (hatten wir hier mal), und mal wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der dann voller Inbrunst gelöst wird. Man wartet förmlich auf einen infernalen Schrei, auf das drückende Schlagzeug, auf die offen gespielten, zerberstenden Gitarrenriffs und darauf, dass man in diesem aufbrausenden Meer aus Sound eintauchen kann.

Selbst textlich ist man gut bewaffnet: alles ist dystopisch, die Zukunft unsicher und es wird infrage gestellt, ob alles wirklich so rosig sein wird, wie es an vielen Ecken versprochen wird. Das einige Dystopien, die in der Vergangenheit angezettelt wurden, vielleicht schon Wirklichkeit sind, macht einem Angst. Aber diese fünf Jungs aus Brighton schaffen es, selbst im schlimmsten Sturm eine kleine, ruhige Insel der Sicherheit zu schaffen, wie im letzten Drittel von Human Antenna oder From The Sixth Floor.

Zusammengefasst sind die knapp 45 Minuten auf The Sleepwalk Transmission keine leichte Kost. Es ist ein anspruchsvolles Werk, was den Zuhörer immer wieder fordert aber auch belohnt, wenn er sich auf die wilde Reise einlässt. Veröffentlicht wird das Album am 10.05.2019 auf Through Love Records und kann auf Bandcamp gestreamt werden.

Anspieltipps: Owari, Android Anaesthethist, Luma / Non Luma

6/6 Punkten (Derbes Album, derbes Albumcover)

We Never Learned To Live -
The Sleewalk Transmission
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Dienstag, 30. April 2019

An Horse - Morden Air (Fleet Union)

Mit Inspiration ist das immer so eine Sache. Das merke ich hier auch ab und an sowie auch beim Impro-Spielen auf der Bühne. Kate Cooper von An Horse erging es, nachdem sie mit ihrer Band und zwei Alben zwischen 2007 und 2012 stetig unterwegs war, ähnlich. Dazu kamen noch einige Schicksalsschläge. Irgendwann war sie ausgebrannt und die Band wurde für eine geraume Zeit at acta gelegt. Beide Musiker, Damon Cox und Kate, zogen aus Australien weg, man ließ sich in Kanada und den USA nieder und blieben dort eine Weile.

Nach einer Weile, wo beide miteinander kaum kommunizierten, erreichten Damon ein paar Songschnippsel. Er fügte seine Ideen hinzu und schickte diese wieder an Kate. Man machte das eine Weile so, traf sich in Brisbane und Kanada und schon war das dritte Album Modern Air fertig.

Auf diesem Album bekommt man eine Mischung aus aktuellem Indie-Rock, etwas Rock aus den 90ern, modernem Shoegaze und Pop vorgespielt. Dabei ist man nicht nur auf die Gitarre fixiert sondern kramt auch mal die Trompete, das Klavier, eine Geige oder andere digitale Instrumente aus (wie auf "Bob Ross [Be The Water]), was wahrscheinlich am Entstehungsprozess liegen mag. Man traut sich mehr, man verlässt musikalisch, vielleicht aber auch textlich, seine Wohlfühlzone und betritt selbstbewusst neue musikalische Gefilde. Das Album klingt dennoch Rund, man merkt das man wieder Energie für die Musik hat und das man etwas erzählen will. Wer Fan von Tegan and Sara ist oder sich auch für The Pack A.D. erwärmen kann, darf hier getrost auf die moderne Luft zugreifen. Veröffentlicht wird der Langspieler, der knapp 40min lang ist, am 03.05. auf dem Grand Hotel Van Cleef,

Anspieltipps: This Is A Song, Get Out Somehow, Breakfast

5/6 Punkten (Happy little accidents)

An Horse - Modern Air
(Quelle: Presskit von Fleet Union)

Freitag, 19. April 2019

Einschub

Vor einiger Zeit erhielt ich eine E-Mail einer PR-Agentur, in meinem virtuellen Postfach nichts ungewöhnliches ist. Darin merkte man an, dass ich den Agenturen/Labels in meinen Headlines zu viel Aufmerksamkeit schenke. Ihr wisst schon, "Die Xte Fleet Union:...". Das hat in mir einen Denkanstoß gegeben. Künftig wird hier erst der Bandname, dann der Name des Albums und in Klammern die PR-Agentur oder das Label stehen, über welches ich an das Album/die EP gekommen bin.

Die anderen Themen, wie Bandcamp oder Jamendo, werde ich versuchen identisch abzuhalten, sodass in den Klammern dann die Bandcamptage oder Jamendosis, etc. stehen wird. Ich mache das hier schon eine ganze Weile, mal mit mehr Zeit mal mit weniger. Mal mit mehr guten Alben und mal ohne Zeug, was mir taugt. Aber die Idee finde ich gut.

Dienstag, 2. April 2019

Die 1. Bangup Bullet: Better Stranger - Taxi For Susie

Hier ist man mal auf mich zugegangen und hat mich gefragt, ob die Band Better Strangers aus Berlin nicht was für Neben dem Strom wäre. Dabei hat man mir Björn von Bangup Bullet gleich zwei Mails geschickt. Die Zweite enthielt den Link zur Studiosession von Perfect Day. Und der hat mich gepackt.

Der Titel verspricht hat viel Atmosphäre, Druck aber auch jede Menge Spannung. Man spielt mit der Erwartung des Zuhörers und schafft gekonnt Spannungsbögen. Andere Titel hingegen erinnern an The Blue Stones, die wir hier mal hatten (leider sind die hier aufgeführten Alben hier nicht mehr bei Bandcamp). Der Rock hat nun mal eben seine Wurzeln im Blues. Man spielt nicht zu derbes Zeug und schafft es auf den fünf Titel, die die EP "Taxi For Susie" zu bieten hat, zu gefallen. Der Gesang kommt ab und an von allen drei Musikern, sonst ist auch alles vorhanden, was zu einer Rockband gehört: Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Textlich geht es mal um jemanden, der nicht von der Erde kommt und den Sinn des Lebens sucht, mal geht es um jemanden, der sich selbst sucht, aber auf viele Hürden trifft und damit alleine klar kommen muss. Die Produktion ist hier über jeden Zweifel erhaben und Rundet die ganze Geschichte ab. Veröffentlicht wird die EP am 05.04. auf DCD Records veröffentlicht.

Anspieltipps: Perfect Day, No One 

5/6 Punkten (Lieber nette Unbekannte als unfreundliche Menschen, die man kennt.)

Better Stranger - Taxi For Susie
(Quelle: Presskit von Bangup Bullet)

Samstag, 30. März 2019

Bloggeburtstag Nummer 7

Heute abend gab es bei mir einen kleinen Flashback. Ich erinnerte mich daran, wo ich vor sieben Jahren war. Ich saß am Sonntag auf dem Fahrrad in München und fuhr an der Isar gen Süden und wunderte mich, warum man diese Zeitumstellung überhaupt macht und was das an einem Sonntag brächte, wenn man beim Zurückstellen am Sonntag einfach mal um 8 statt um 9 aufwacht.

Wie auch immer. Vor sieben Jahren steckte das hier immer noch in den Kinderschuhen, da wusste ich noch nicht, welch teilweise turbulente Jahre auf mich zu kämen. Es gab recht viele Umzüge, worauf die Schufa gar nicht so steht. Ich habe viele Konzerte besucht und einige Clubs kennengelernt, hatte interessante aber auch schräge Interviews und habe einen anderen Blick auf die Musiklandschaft bekommen.

Das letzte Jahr war wieder ein recht aufregendes, auch wenn es dieses mal kein Interview gab. Es bot sich zwar die Chance mit Skin von Skunk Anansie zu reden, leider war ich mir aber nicht sicher, ob ich dieser Künstlerin gerecht werden könnte, zumal ich nur zwei Titel kenne. 2011 habe ich die Band live gesehen und war begeistert von der Energie.

Mit Hold Tight PR gibt es hier wieder eine neue Agentur an meiner Seite, die mich hin und wieder mit kleinen, manchmal sogar recht brachialen Perlen versorgt. Dazu habe gibt es dieses Jahr auch das erste Mal einen Eintrag von Bleeding Nose Records. Wer das Label kennt, wird sich sicher denken können, um welches Album es hier bald gehen wird. Alle anderen, wie Fleet Union, sind immer noch an Bord und schicken regelmäßig Mails. Das Summiert sich in der Woche bis auf siebzig Mails. Als ich noch keinen Internetanschluss in meiner neuen Bleibe hatte, wurde mir schon recht warm, als immer mehr Mails und Anfragen kamen, ich aber kein Album laden konnte und genug zu tun hatte um meine neue Wohnung einzuräumen, von der normalen Arbeit ganz zu schweigen.

Und dann kam wider Erwarten alles anders. Natürlich habe ich mir die Mondfinsternis angesehen, habe immer wieder den Mars bewundert, wie am Horizont emporstieg, habe den letzten Sommer in ein paar Nächte in einem Auto geschlafen und war mit meiner Freundin in Norwegen. Dort habe ich die Aurora Borealis mit eigenen Augen sehen können, zumindest das was man dort so sehen konnte. Mit der Kamera geht das bei einer langen Belichtungszeit besser, aber das könnt ihr im anderen Blog nachlesen.

Musikalisch gab es ein paar Highlights, wie das neue Album von Vök, Alias Caylon, Rolo Tomassi und Svalbard. Dabei war das nicht alles. Da war auch das Konzert von Deez Nutz, welches ein mehr oder minder glorreiches gefunden hat. Die Crashcaptains, von denen ich seit Ewigkeiten nichts gehört hatte, haben nun auch ein neues Album am Start. Einen Teil davon kenne ich quasi seit 2007. Hier merke ich, dass ich schon einige Jahre auf dem Buckel habe. Sogar 87,9 Star FM hat mittlerweile eine Millenium Playlist online. Dabei sind das meistens Titel, die ich feiere, weil ich sie kenne und mich einige schon seit Jahren begleiten. Wer nun merkt, dass er auch alt ist, möge die Hand heben.

Das nächste Blogjahr ist nicht voraussehbar, kann aber interessant werden. Natürlich muss ich ganz normal arbeiten, der Arbeitsweg dauert immer noch etwas länger als führe ich ein Auto, Rennradeln mag ich ja auch noch und nicht vergessen: ich habe eine Freundin, mit der ich jede Menge vorhabe. Lasst euch überraschen, ob nun hier oder auf dem anderen Blog.

Watch me walking around in Norway.

Samstag, 9. März 2019

Bandcamptag Vol. 162

Kennt jemand von euch den Blackboard Jungle, der früher immer auf Radio fRITZ lief? Jeden Freitag gab es da zwischen 20 und 22 Uhr alles zwischen Reggae und Drum and Bass. Auch wenn ich nicht immer alles mochte, was dort lief, so gefiel mir, was man alles mit dem Bass anrichten kann.

Und da mir wieder nach solcher Musik war, habe ich auf Bandcamp gesucht. Natürlich habe ich auch einiges gefunden, da man schon seit geraumer Zeit sehr dezidiert probehören kann. Und so lief mir der Account von Flexout Audio vor den Mauszeiger. Aber selbst hier musste ich etwas suchen, bevor etwas kostenfreies auftauchte. Es kostet euch eigentlich nur eure E-Mail-Adresse und ihr bekommt The Black Box vom Künstler Sinic quasi freihaus auf eure Festplatten und mobilen Endgeräte. Der junge Mann bietet euch auf 30 Minuten, verteilt auf 9 Titel, alles zwischen Drum and Bass, Jungle und Dubstep alles, was das Herz begehrt. Wenn ihr hier noch interessiert seit, rate ich euch zum Griff von guten Kopfhörern oder großen Lautsprechern, die entsprechend tiefe Frequenzen druckvoll wiedergeben können. Wer Lorn mochte, den wir hier schon mal hatten, der darf hier gerne zugreifen.

Anspieltipps: Take It Or Leave It, Con Sequence, Irrational

Sinic - The Black Box
(Quelle: Bandcamp.com)

Sonntag, 3. März 2019

The 5th Ferryhouse: Slide - Into Happiness EP

Der erste Eindruck macht neuen Bekanntschaften sehr viel aus. So auch bei den beiden Stockholmern Alvin und Simon. Sie konnten sich am Anfang nicht wirklich leiden, auch nicht, als sie in der Schule zusammenarbeiten mussten. Dennoch schaffte das Duo diese Hürde zu überwinden und Slide war geboren.

Denn beide einte die Abneigung gegen die sich in Schweden entwickelnde EDM-Szene der 00er Jahre. Sie interessierten sich eher für verzerrte Gitarren und sind sich auch der Tatsache gewiss, dass es kaum neue schwedische Rockbands gibt. Trotzdem kann ihre Musik eingängig sein, das beweist unter Anderem der Titel Floating. Man klingt sehr schläfrig, schafft mit einigen Pausen gekonnt etwas Spannung. Lo-Fi trifft auf der EP auf optimal ausbalancierte Produktion und der Zuhörer denkt sofort, dass er Rockmusik hört, auch wenn da im Hintergrund ein deutliches Augenzwinkern wahrzunehmen ist. Dank der heutigen Technik, denkt man, dass da mehr als zwei Musiker zugange sind. Auf der Bühne wird man da sicher ein paar Leute mehr brauchen um all die Lagen wiederzugeben, die einem hier in die Ohren trällern. Mit dem Bandnamen lässt sich interessanterweise auch viel anfangen, denn man kann ja in vieles hinienrutschen, nicht nur in dei Fröhlichkeit. Wer sich an einige Stücke der Eels erinnert oder vielleicht auch Beck mag, der kann sich die Into Happiness EP ab dem 08.03. kaufen oder bei allen gängigen Streamingdiensten anhören.

Anspieltipps: If You Say, Laugh Some More

5/6 Punkten (Sind hier gerad ein paar Highschool-Komödien vorbeigelaufen?)

Slide - Into Happiness
(Quelle: Presskit von Ferryhouse Productions)